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Dienstag 16:15 Uhr – auf der Bühne der Fruchthalle spielt sich ein Pianist auf dem großen Flügel warm. Der Saal vor ihm ist nahezu leer. Und das bleibt er während des Kulturlivestreams auch weiterhin.

Doch zwischen den Stuhlreihen ganz hinten sitzt Martin Wilke an einem breiten Tisch. Vor ihm stehen ein Computer, verschiedene Mischpulte und viele Kabel – auf dem Bildschirm kann man bereits aus verschiedenen Kameraperspektiven die eingeleuchtete Bühne betrachten.

Gleich geht es los

16:30 Uhr – der Klang in der Halle und im Video passt. Auch die Künstler/-innen sind zufrieden. Jörg Kirsch von der Fruchthalle ist auch heute wieder für den Ton verantwortlich. Im Normalbetrieb  sorgt er für einen guten Ton in der Halle – in letzter Zeit mischt er von Dienstag bis Freitag für tausende Zuschauer/-innen, die zuhause vor ihren Bildschirmen dabei sind oder sich nachher die Aufzeichnung ansehen.

Eine letzte kurze Absprache mit den Künstlerinnen und Künstlern um 16:40 Uhr. Wer soll wann auf die Bühne? Wer zeigt den Stream-Start an? Wann sollte das Programm zu Ende sein? Lara Kahl von KL.digital geht die Details mit den Auftretenden durch. Diesen ist die Nervosität ein wenig ins Gesicht geschrieben. Viele berichten im Nachgang, dass sie nervöser als vor einem „normalen“ Auftritt waren. Denn die Situation ist neu. Die Künstler/-innen spielen vor einer leeren Halle und wissen doch, es schauen viele Menschen zu.

Auch für gestandene Künstler aufregend

16:50 Uhr – So langsam wird es ernst. Der Stream wird auf Youtube und Facebook gestartet, die ersten Zuschauerinnen und Zuschauer sind bereits dabei. Auch die ersten Herzchen und Gefällt-mir-Angaben fliegen auf Facebook über den Bildschirm. „Noch 5 Minuten“ ruft Martin Wilke um 16:55 Uhr dann durch die Halle. Dr. Christoph Dammann, Leiter des Kulturreferates Kaiserslautern, begibt sich auf seine Position für die Anmoderation des Programms.

Noch zehn Sekunden, neun, acht, sieben, sechs – die letzten fünf Sekunden zeigt Martin Wilke nur noch mit der Hand an. Um Punkt 17:00 Uhr geht es dann los – Dammann begrüßt das Publikum, das in diesem Fall eben nicht in der Halle, sondern vor den Bildschirmen sitzt und über Facebook, Youtube und die Offenen Kanäle zuschaut. Dabei weist der Referatsleiter nochmal auf die Spendenmöglichkeit hin. Die auftretenden Künstler/-innen bekommen eine Aufwandsentschädigung, die kann jedoch die derzeit wegbrechenden Einnahmen nicht ausgleichen. Die gesammelten Spenden werden nach Aktionsende auf alle beteiligten freischaffenden Künstler/-innen verteilt.

Konzert vor leeren Rängen?

17:05 Uhr auf Facebook laufen die ersten Kommentare ein. Viele der Zuschauenden sind quasi schon Stammgäste. Da gibt es den Zuschauer, der auf Facebook virtuelle Brezeln (der beliebte Fruchthalle-Pausensnack) verteilt: Als Bewertungskriterium für das Programm versteht sich. Fünf virtuelle Brezeln sind übrigens das höchste der Gefühle und stehen für „Weltklasse“. Aber nicht nur aus Kaiserslautern und der Region kommen Grüße – auch aus Brasilien, Kalifornien und Florida melden sich Zuschauerinnen und Zuschauer. Da wird auch mal intensiv auf Portugiesisch diskutiert. Das sehen später auch die auftretenden Künstler/-innen und lernen wie weit in die Welt plötzlich ihre Darbietungen reichen. Lara Kahl verteilt fleißig Herzchen und Daumen-hoch-Zeichen an die Kommentierenden, beantwortet Fragen und gibt Hinweise.

Um 17:30 Uhr ist schon die Hälfte des Konzerts vergangen – nach jedem Song klatschen drei paar Hände in der Halle. Ungewohnt, aber im Internet klatschen viele weitere mit. Und das machen Sie auch weiterhin durch ihre Kommentare, Emojis und Gefällt-mir-Angaben deutlich. Auch auf Youtube wächst die Zahl der Zuschauenden. Es folgt ein Solostück am Flügel. Eine gute Gelegenheit, die Kameraperspektive zu erneuern. Vorsichtig wird an der linken Kamera der Bildausschnitt verengt. Nun können die Zuschauerinnen und Zuschauer die über die Tasten fliegenden Finger des Pianisten noch genauer beobachten – virtuell, versteht sich. Auch diesmal schauen wieder einige Künstlerinnen und Künstler zu, die bereits selbst beim Kulturlivestream aufgetreten sind. In ihren Kommentaren berichten sie dann über ihre eigenen Erfahrungen und freuen sich über die Darbietungen ihrer Nachfolger/-innen. Das tut der Community gut.

Kulturlivestreams auch im Nachhinein verfügbar

17:50 Uhr – Das Programm der Darbietenden neigt sich so langsam dem Ende zu. Noch ein Musikstück, eine kurze Abmoderation seitens der Künstler und dann ein Stück zum Ausklang. Geschafft, die Abschlussgrafiken werden eingeblendet. Und dann ist der Livestream auch schon vorbei. Hier ist ein pünktliches Ende auch wieder wichtig, denn die Offenen Kanäle Kaiserslautern, Trier (OK54) und Idar-Oberstein/Andernach (Nahe TV) übertragen die Livestreams im TV-Programm. Und dort beginnt um 18:01 Uhr der nächste Programmpunkt. Deshalb gibt es auch keine Zugaben.

Auch die Aufzeichnung ist „im Kasten“. Denn zum Glück können alle Konzerte und Darbietungen auch im Nachgang noch weiterhin auf Youtube und Facebook angesehen werden. Dr. Christoph Dammann bedankt sich bei den Künstler/-innen und berichtet wie viele zugeschaut haben und wie die Klickzahlen sind. Jörg Kirsch sammelt noch einen Teil der Technik auf der Bühne ein. Auch das Team von KL.digital baut die Kameras ab, schließlich müssen auch morgen deren Akkus wieder voll geladen sein, wenn der nächste Kulturlivestream ansteht. Gegen 18:15 Uhr verlassen alle Beteiligten die Fruchthalle – mit Abstand, versteht sich.

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