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Dinge sind immer öfter “datenbasiert” oder auch mal “data driven” – Daten tauchen inzwischen häufig in unserem Sprachgebrauch auf. Auch auf kommunaler Ebene sind sie schon längst ein wichtiger Bestandteil der Verwaltungsarbeit. Die Stadt Kaiserslautern hat nun ein so genanntes Open Data Portal an den Start gebracht und dort sind auch bereits einige Datensätze vorhanden. Worum’s geht, warum das wichtig ist und was da genau dahintersteckt, das erklärt euch Marius Henkel, einer der Projektverantwortlichen.

Was versteht man unter Open Data?

Open Data heißt „Offene Daten“ und genau darum geht es: Daten transparent und offen für alle zugänglich zu machen.

Bei der Stadtverwaltung laufen eine ganze Menge an Daten zusammen, die das Leben der Kaiserslauterer Bürgerinnen und Bürger direkt beeinflussen oder abbilden. Das sind z. B. Beschlüsse des Stadtrats, Bebauungspläne, Statistiken, Daten aus dem Parkleitsystem, Sensordaten, die Standorte von Teststellen und vieles, vieles mehr.

Diese Daten sind für uns alle sehr nützlich und von den meisten findet man in irgendeiner Form bereits eine Darstellung auf der Website der Stadt. Die Bebauungspläne kann man sich zum Beispiel als PDF herunterladen. Die Geodaten, also den Stadtplan, die Standorte von Teststationen und so weiter findet, man in den Geoportalen. Und übrigens… auf kaiserslautern.de/parken sieht man, wie viele Plätze in den Parkhäusern noch frei sind.

Diese Darstellung ist für die meisten Alltagssituationen auch völlig ausreichend. Menschen, die sich intensiver mit solchen Daten beschäftigen müssen, stoßen damit irgendwann an Grenzen. Den Haushalt der Stadt Kaiserslautern, in dem festgehalten ist, wieviel Geld in welchem Bereich ausgegeben werden soll, kann man sich beispielsweise als PDF Dokument herunterladen. Das ist eine 1200-seitige Tabelle voller Zahlen. Stellt euch mal vor, dass ihr Vorschläge machen möchtet, an welcher Stelle Geld eingespart werden soll, um an anderer Stelle mehr ausgeben zu können. Da macht es bestimmt wenig Spaß, sich durch diese Tabelle durchzuarbeiten.

Hier arbeitet das Referat Finanzen gerade daran, diese Daten künftig auch „maschinenlesbar“ bereit zu stellen. Das bedeutet, dass die Daten dann auch in Programme importiert werden können, um mit diesen Daten arbeiten zu können. Im einfachsten Fall ist das zum Beispiel das Programm Excel. Es gibt aber auch spezialisiertere Programme, mit denen komplexere Auswertungen möglich sind. Die können beispielsweise die Verhältnisse der einzelnen Teilbereiche in einem einfachen interaktiven Diagramm darstellen. Auf https://offenerhaushalt.de/ kann man sich anschauen, wie so etwas aussehen kann.

Warum ist es sinnvoll, wenn eine Stadt ein Open Data Portal hat?

Ein Open Data Portal ist eine Art Katalog im Internet, in dem strukturiert und in Kategorien geordnet alle möglichen Datensätze zu finden sind. Jeder Datensatz hat dabei sogenannte Metadaten. Die zeigen zum Beispiel wer den Datensatz bereitstellt, wer der Ansprechpartner dafür ist, wann er das letzte Mal aktualisiert wurde und unter welcher Lizenz der Datensatz bereitgestellt wurde.

Alles ist darauf ausgelegt, dass Menschen, die auf der Suche nach Daten der Stadtverwaltung sind, diese schnellstmöglich finden und bestmöglich nutzen können. Somit ist ein Open Data Portal ein wichtiger Baustein einer modernen Verwaltung. Es unterstützt demokratisches Engagement mit verlässlichen Daten und trägt zu einer transparenteren Verwaltung bei.

Und letztendlich profitiert die Verwaltung selbst auch davon. Aus anderen Städten, die bereits Open Data Portale betreiben, wissen wir, dass auf der Grundlage der bereitgestellten Daten viele Anwendungen entstehen. Das sind zum Beispiel Apps, Programme oder Darstellungen auf Websites, die die Verwaltung selbst aus Zeit-, Geld- und Personalgründen niemals selbst hätte erstellen können. Beispiele dafür findet ihr unten dran.

Real Time Parking Frankfurt

Die Stadt Frankfurt stellt Informationen zu freien Parkplätzen bereit. Code for Frankfurt hat auf Grundlage der Daten eine Anzeige von freien Parkplätzen in eine übersichtliche Karte eingebaut.

https://codefor.de/projekte/frankfurt-parkendd/

GießtKölle

Mit einer Web Karte können sich Kölnerinnen und Kölner über den Wasserbedarf der Bäume in der Nachbarschaft informieren und den Nachbarinnen und Nachbarn mitteilen, ob sie die Bäume gegossen haben.
https://codefor.de/projekte/cologne-giesst/

Blitzerkarte

Der Name ist Programm. Die Blitzerkarte visualisiert täglich Straßen, auf denen die Stadt Essen möglicherweise mobile Geschwindigkeitskontrollen durchführt. Die Daten werden bereitgestellt durch das Ordnungsamt der Stadt Essen.
https://codefor.de/projekte/ruhrgebiet-blitzerkarte/

Welche Art von Daten finde ich dort?

Im Open Data Portal sind grundsätzlich Daten zu allen Themen zu finden, die das Leben in Kaiserslautern betreffen. Von den Belegungszahlen der Parkhäuser über die Wassertemperatur und aktuellen Besucherzahlen der Waschmühle oder die genauen Grenzen der Ortsteile, bis hin zu Statistiken über Zu- und Wegzüge aus Kaiserslautern sind darin alle Daten in maschinenlesbarer Form zu finden.

Woher kommen diese Daten?

In der Regel liegen diese Daten bereits ohnehin in der Stadtverwaltung vor. Sie müssen also nicht speziell für das Open Data Portal erhoben werden. Statistiken können zum Beispiel aus dem Meldewesen erzeugt werden, die Haushaltsdaten werden aus der Finanzsoftware exportiert und die Geodaten stammen aus dem Geoinformationssystem der Abteilung Grafische Datenverarbeitung. Es geht also darum, geeignete Daten aus allen Fachabteilungen an einer zentralen Stelle zu sammeln und diese leicht auffindbar und nutzbar zu machen.

Wer kann mit diesen Daten etwas anfangen?

Das Open Data Portal richtet sich eher an IT-Affine Personen, die sich intensiv mit diesen Daten beschäftigen. Also zum Beispiel Menschen aus Wissenschaft und Statistik, Programmiererinnen und Programmierer, aber auch Mitglieder von Bürgerinitiativen, aus der Kommunalpolitik und der Presse.

Diese können die Daten zum einen für eigene Recherchen und Auswertungen nutzen. Zum anderen gibt es aber eine Vielzahl von Beispielen wie diese Daten von Freiwilligen aus der Open Source Community genutzt wurden, um sinnvolle Anwendungen auf Grundlage dieser Daten zu betreiben. Es kann sich dabei aber natürlich auch um professionelle IT-Firmen handeln, die damit Apps erstellen.  Das Schöne daran ist, dass so aus Daten, die ohnehin vorhanden sind, Anwendungen mit einem gesellschaftlichen Mehrwert entstehen. So profitiert am Ende die gesamte Gesellschaft, ohne dass für die Verwaltung und damit den Steuerzahler größere zusätzliche Kosten entstehen.

Gibt es dafür schon ein Anwendungsbeispiel in Kaiserslautern?

Es wäre wenig sinnvoll, wenn die Stadtverwaltung eine solche App selbst programmieren würde. Für eine einzelne Stadt würde sich der Aufwand einfach nicht lohnen. Aus der OpenSource Community gibt es aber beispielsweise die App “ParkenDD”, in der neben zahlreichen anderen Städten auch die Kaiserslauterer Parkhäuser zu finden sind. Alles was Kaiserslautern dafür tun muss ist, die Daten in einem geeigneten Format und unter einer geeigneten Lizenz zur Verfügung zu stellen, was wir über das Open Data Portal auch tun.

Was kann ich (als Bürger/-in) mit den Daten dort anfangen?

Für den „Ottonormalbürger“ werden die Daten im Open Data Portal weniger interessant sein. Das Angebot richtet sich eher an IT-affine Personen. Die Gesellschaft profitiert von Offenen Daten quasi „über Bande“ über die Anwendungen, die auf Grundlage dieser Daten entstehen. Trotzdem kann es sich lohnen, einen Blick auf das Portal zu werfen. Bei Fragen kann man mich auch gerne kontaktieren.

Gibt es auch personenbezogene Daten, die da eingespeist werden?

Nein. Die Veröffentlichung der Datensätze folgt einem strengen Auswahl- und Bewertungsprozess in den auch der Datenschutzbeauftragte eingebunden ist. Im Open Data Portal werden keine Daten veröffentlicht, die einen Rückschluss auf Einzelpersonen zulassen.

Wo kann ich nach Daten(sätzen) schauen, wenn ich mit dem Open Data Portal nichts anfangen kann?

Die primäre Informationsquelle ist weiterhin die Website kaiserslautern.de. Die Rohdaten, welche im Open Data Portal zu finden sind, sind auf kaiserslautern.de in aufbereiteter Form, zum Beispiel als Grafik, zu finden und somit auch gut verständlich.

Die Wassertemperatur der Waschmühle findet man im Open Data Portal zum Beispiel als maschinenlesbare JSON-Datei. Öffnet man diese Datei, wird man eine Kolonne von Klammern, Bezeichnungen und Werten vorfinden. Maschinen können mit dieser Darstellung gut umgehen, aber für uns Menschen ist dann doch die Darstellung auf www.waschmuehle.de schöner anzuschauen, welche diese Rohdaten benutzt, um die Temperatur ein einer Grafik zu visualisieren.

Wann kommen mehr Inhalte in das Portal?

Wir arbeiten aktuell mit den Fachabteilungen mit Hochdruck daran, geeignete Daten zu identifizieren. Diese müssen dann noch geprüft und für die Veröffentlichung aufbereitet werden. Bei der Vielzahl der Daten, die in einer Organisation wie der Stadtverwaltung anfallen, geht das nur in einem strukturierten Prozess, der eine Priorisierung der Arbeiten beinhaltet. So werden in den kommenden Jahren kontinuierlich neue Daten in das Portal fließen. Wir beginnen mit den Daten, die andere Städte auch bereits veröffentlichen und für die es schon konkrete Anwendungen gibt. In Zukunft sollen aber alle geeigneten Daten über das Open Data Portal zugänglich gemacht werden, unabhängig davon, ob es konkrete Anwendungen dafür gibt. Denn niemand kann überblicken, ob die Daten nicht für irgendjemanden relevant sein könnten.

Was sind die aktuellen Pläne zum Ausbau des Portals, zur Nutzung und zur Partizipation?

Wir haben ein großes Interesse daran, dass die bereitgestellten Daten auch genutzt werden. Deshalb laden wir alle Personen mit einem grundlegenden IT-Verständnis dazu ein, sich im Open Data Portal einmal umzusehen und bei Anregungen oder Ideen mit uns über Mailadresse opendata@kaiserslautern.de in Verbindung zu setzen. Gerne kann man uns auch melden, wenn es Bedarf an bestimmten Datensätzen aus der Verwaltung gibt. Wir werden dann alles daran setzen, dass diese datenschutzkonform, maschinenlesbar und unter einer geeigneten Lizenz über das Open Data Portal bereit gestellt werden.

Um das Portal und die Möglichkeiten zu demonstrieren, planen wir außerdem Workshops, welche sich dann gezielt an bestimmte Gruppen richten.

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