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Kaiserslautern, es gibt mal wieder etwas zu feiern! Für ein brandneues und wichtiges Projekt konnten wir eine Förderung an Land ziehen. Vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gibt es rund 323.000 € für den Aufbau einer Mobilitätsplattform.

Wenn ihr euch jetzt fragt: Mobilitätsplattform? Gibt’s das nicht schon und was kann die neue Plattform jetzt besser? Das erklären wir euch direkt mal. Die Mobilitätsplattform soll euch nämlich nicht nur den Weg von A nach B zeigen. Sie integriert auch unterschiedlichste Fortbewegungsmittel, also z. B. Autoverkehr, Radverkehr, öffentlicher Nahverkehr, Fußwege usw. Zusätzlich – und das ist besonders wichtig – ist die Route mit der Plattform sehr genau einstellbar. So kann jede und jeder ganz persönliche Anforderungen einstellen, die dann bei der Berechnung der Route beachtet werden. Das können z. B. Anforderungen zur Barrierefreiheit sein oder der Wunsch nach einem ruhigen auto-freien Fußweg. Auf der Plattform laufen viele verschiedene Daten, die für Mobilität wichtig sind, zusammen. Sie werden miteinander verknüpft und können so passgenau genutzt werden.

Was bringt das?

Die junge Familie Müller, die mit dem Kinderwagen und großen Taschen unterwegs ist, möchte möglichst unkompliziert von einem Verkehrsmittel ins nächste umsteigen. Auch herabgesenkte oder niedrige Bordsteine sind für sie von Vorteil beim Transport von Kinderwagen und Co. Eine Anforderung, die für Rollstuhlfahrer Metin sogar essenziell ist.

Nicht immer ist es für die Menschen wichtig, am schnellsten vom Bahnhof zur Pfalzgalerie zu kommen. Häufig sind noch andere Aspekte für die Wegplanung entscheidend. Louisa hat zum Beispiel eine Sehbehinderung und möchte besonders volle und stressige Haltestellen meiden. Bernd ist nicht mehr so fit zu Fuß und auf einen Rollator angewiesen. Er bevorzugt einen etwas längeren Fußweg, auf dem er Pausen machen kann, gegenüber einer Treppe. Von den individuellen Navigationsmöglichkeiten profitieren also die unterschiedlichsten Personen und Gruppen.

Zusätzlich können dann noch weitere Informationen über die Mobilitätsplattform angezeigt werden. Das können beispielsweise öffentliche Toiletten sein, Mitfahrerparkplätze oder auch Standorte und Auslastung von Bike-Sharing-Stationen. Das Leihfahrrad soll dann auch in der Anwendung selbst gebucht werden können.

Woher kommen die Infos für die Mobilitätsplattform?

Jetzt fragt ihr euch vielleicht: Schön und gut, aber woher soll die Mobilitätsplattform denn diese ganzen Infos haben? Auf der Mobilitätsplattform „KL Navi“ sollen möglichst viele sogenannter „Datentöpfe“ zusammenlaufen und zu Profilen, die solche individuellen Anforderungen entsprechen, zusammengeführt werden. Wichtige Daten sind natürlich die Fahrpläne und Echtzeit-Fahrzeiten des öffentlichen Nahverkehrs. Dazu kommen Vermessungsdaten aus der Stadtverwaltung, die Auskunft über Straßen und Wege in der Öffentlichkeit geben und auch Echtzeitdaten, die beispielsweise die Auslastung der Straßen aufzeigen.

Wie weit sind verschiedene Standorte voneinander weg und welche Bordsteinhöhen sind unterwegs zu überwinden? Die Antworten auf solche Fragen findet man nicht nur in den Daten der Stadt. Auch der Kartendienst Open Street Map (OSM) bietet solche Informationen. OSM funktioniert ein wenig wie Wikipedia – dort kann jede und jeder Informationen eintragen und in der Datenbank hinterlegen. Dass dort kein Quatsch eingetragen wird, regelt die Online-Community. Diese Daten vervollständigen die vorhandenen Daten der Stadt, die zum Beispiel durch Vermessung (Luftbildaufnahmen etc.) oder die Panoramabildbefahrung erhoben wurden.

Was hat das mit dem Lotsensystem für Sehbehinderte und Blinde zu tun?

In unseren Beispielen oben, kam ja bereits Louisa ins Spiel. Sie möchte aufgrund ihrer Sehbehinderung auf ihrem Weg gerne volle und stressige Haltestellen meiden. Louisas Anforderungen gehen aber noch weiter. Sie möchte gerne eine Website oder App nutzen, die ihr nicht nur die Route erstellt, die am besten zu ihren Anforderungen passt. Die Anwendung soll sie dabei auch navigieren, sie also mit Anweisungen auf ihrem Weg durch die Stadt begleiten. Genau hier setzt das geplante Lotsensystem an. Es soll spezifisch für Sehbehinderte und Blinde eine sichere und individuelle Navigation ermöglichen.

Das heißt, die Anwendung teilt Louisa nicht nur mit, wann sie rechts abbiegen muss oder wo sie in welchen Bus einsteigen sollte. Zusätzlich kann die Anwendung zum Beispiel auch vor Hindernissen warnen, falls Louisa doch mal vom Weg abweicht. Außerdem erfährt sie über die Navigation Informationen, die für Sehende auf der Hand liegen. Zum Beispiel: Wo ist der Haupteingang zu dem Gebäude, zu dem Louisa gelotst wurde und wo ist der nächste Aufzug? Die Navigation ist also umfangreicher und für die Zielgruppe genau angepasst. Wichtig ist dabei ganz besonders eine punktgenaue Ortung. Auch das ist Teil des Lotsensystems. Nur mit einer ganz genauen Ortung, kann die Navigation verlässliche Informationen liefern. Steht Louisa wenige Meter weiter links als gedacht, wäre die Navigation schon nicht mehr sinnvoll.

Weiteres zur Förderung

Die Mobilitätsplattform bzw. die dort zusammenlaufenden Datentöpfe sind aber nicht nur für das individuelle Routing oder das geplante Lotsensystem grundlegend. Auch andere Anwendungen können dann zukünftig darauf zugreifen. Denkbar wäre zum Beispiel auch, dass die Tourist-Info die Plattform für Touren oder eigene Anwendungen wie die App „KL entdecken“ mit nutzt. Sowohl bei KL Navi als auch beim Lotsensystem kommt uns die enge Zusammenarbeit mit dem Smart City Living Lab zugute. Das Team am Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz, das auch zu Herzlich digital gehört, ist sowohl im Bewerbungsprozess, als auch in der Umsetzung ein wichtiger Partner.

Wichtig zu wissen: Wir fangen bei der Mobilitätsplattform nicht von Null an. Die geplante Plattform nutzt die Anwendung „stadtnavi“, das wieder auf der Open-Source-Lösung „digitransit“ basiert. Das „stadtnavi“ bildet auch die Website und App, die ihr später für das Routing nutzen könnt. Die Plattform ist in ähnlicher Art und Weise zum Beispiel schon in Herrenberg und Ludwigsburg im Einsatz und kann für jede Stadt individuell angepasst werden. Wir profitieren hier also von vielen Erfahrungen, die in den letzten Jahren bereits in anderen europäischen Städten gemacht wurden. Gleichzeitig bringen wir natürlich auch eigene Erfahrungen ein, die dann genutzt werden können. Unser Ansatz für das KL Navi und das Lotsensystem für Blinde und Sehbehinderte kann dann beispielsweise auch für andere Städte wichtig werden. Alle Anwendungen werden werbefrei sein und keine Informationen für Werbezwecke über die Nutzer sammeln.

Weitere Infos findet ihr auch hier in unserer Pressemitteilung zur Förderung.

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